ProTools ist doch eine DAW, oder? Heute werden die drei Buchstaben DAW mit Audio-Software gleichgesetzt. Wenn man die Wortherkunft betrachtet, ist das höchst ungenau, ja sogar falsch. DAW steht für Digitale Audio Workstation. Der Begriff wurde ursprünglich für Systeme wie das Fairlight CMI oder auch das Synclavier und andere Systeme ähnlicher Art genutzt. Fairlight und Synclavier sind hardwarebasierte Produktionssysteme mit Monitor, Werbung:MIDI-Keyboard, Tastatur usw. Sie können als Sampler und/oder Harddiskrekorder genutzt werden. Im Unterschied zu ProTools, Werbung:Ableton Live und Kollegen sind die genannten "UR-"DAWs nicht nur eine Software, die auf einem PC installiert wird. Diese Systeme wurden als Hardware vertrieben, als komplette Workstation zur Musikproduktion. Verfügbar waren - je nach Produkt - ein MIDI-Sequencer, Audio-Editor, Sound-Editor usw. Hans Zimmer machte seinen ersten Job - ende der 1980er Jahre - in Hollywood mit einem Fairlight CMI: Rain Man. Angeblich in einem Büroraum und nicht in einem Studio.
Von eben diesen Lösungen stammt der Begriff DAW. Mir persönlich erscheint die Nutzung eben dieses Ausdruckes als Synonym für Logic, Werbung:Cubase und Co nicht angemessen. Für diese Programme gibt es eine Bezeichnung, die viel trefflicher zu sein scheint: Sequencer. Zum einen wurden diese Programme so genannt, als diese noch kein Audio konnten, sondern nur MIDI. "Aber jetzt können diese Programme eben auch Audio, da macht doch der neue Begriff mehr Sinn, oder?" Nein! Es gab/gibt auch den Begriff des Audio-Sequencers. Erst in den 2000er Jahren wurde die Abkürzung DAW zunehmend als anderes Wort für Audio-Sequncer genutzt. Sequencer sagt und schreibt heute kaum noch jemand.
Eine Workstation ist doch mehr als eine Software. Selbst im Wikipedia-Artikel wird auf den Workstation-Charakter eingegangen. Eine Workstation (eine "Arbeitsstation") ist ein Verbund aus Hardware und Software: Ein Computer, der mit der Arbeit nicht überfordert ist, ein Werbung:Audio-Interface, welches professionellen (oder wenigstens semi-professionellen) Ansprüchen genügt, evtl. ein MIDI-Keyboard zum Einspielen und der gleichen Dinge mehr.
"Jetzt aber mal im Ernst: Du bist doch gerade päpstlicher als der Papst und ein echter Wortklauber, oder?" Ich finde nicht. Natürlich ist das ein Luxusthema trotzdem plädiere ich für einen trennscharfen Umgang mit Fachbegriffen. Also eher ein Artikel aus der Rubrik "Nice-to-know" statt "unerlässlich". Ich gehe mal an meinen Sequencer und mache wieder ein wenig Musik…
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[…] nicht bleiben, und so ergab sich der komplette Sequencer in Excel. Tallchief behauptet zwar eine DAW in Excel gebaut zu haben, aber ohne Audiofunktionen ist dieser Begriff nicht ganz […]