Musik, Audio, Medien und Gesellschaft

Die Chor-Library “Storm Choir” im Test

Ich habs doch schon immer gesagt, wir leben in stürmischen Zeiten. Zumindest, wenn ich dem Filmkomponisten und gutem Kerl Stephan Römer glauben darf, denn dieser stieß mich mit der Nase drauf, dass die Library-Spezialisten um Gregor Strezov mit „Storm Choir“ eine Library vorgelegt haben, die als Spezialist im heimischen Studio-Rechner den „ganz großen“ das Fürchten lehren soll. Keine Frage: Den musste ich haben, und mir genauer ansehen. – Danke Stephan!

Das Technische

Die Installation ist das schönste an den virtuellen Sängern, es gibt keine 🙂 Die gut 3GB werden von der Website von „Strezov Sampling“ heruntergeladen und einfach auf die Platte kopiert. Danach öffnet man den Chor ganz „traditionell“ in Kontakt über den Datei-Browser. Eine „schöne Library-Oberfläche“ wie das sonst gerne genommen wird, findet man nicht, aber das ist kein Malus Auf eine GUI muss der angehende Strum-Chor-Leiter ja nicht verzichten. Die Vollversion von Kontakt (ab der Version 4) muss es allerdings schon sein (der Player reicht nicht), sonst bleibt der neue Chor einfach stumm. 5GB sollte der Studio-Computer noch frei haben nebst Kontakt 4.2.4 – mehr geben die Bulgaren an System-Voraussetzungen gar nicht an. Die Erfahrung zeigt, dass ein solcher Chor auf einem 2 (besser mehr) kernigen Prozessor genutzt werden sollte und ab 2GB macht der Gesang dann auch Spaß.

Es werden vier (sic!) Mirkofonpositionen geboten: Close, Decca, Outrigger und Balcony. Hier ist also genug Auswahl. Drei gehören – zumindest bei den besseren Libraries, ja bereits zum guten Ton.

 

 

Ganz traditionell

Ganz traditionell

 

Noch ein Chor?

Wie der ambitionierte OHRpostulant weiß, schraube ich nicht nur für diverse Hörfunksender den Sound schön, sondern finde zwischen Lehraufträgen und Fachjorunalismus auch noch Zeit für das Komponieren von (Film-)Musik. Klar braucht man da mächtig(e) Pfeile im digitalen Köcher, um musikalisch „mitmischen“ zu können. Den Chor-Sektor hat bei mir immer (zumindest bis jetzt) der Symphonic Choir von „East-West“ realisiert (warten wir mal diesen Test ab, ob das so bleibt). Dieser Chor ist schon ganz ordentlich, aber sehr groß, ja fast „klobig“ und schwerfällig. Der Wordbuilder erlaubt es den Ost-West-Chor nahezu „jeden“ Text singen zu lassen, aber das ist mit entsprechendem Zeitkontigent und jede Menge Fuddelarbeit verbunden. Meistens sind konkrete Textphrasen („Deus Ex Machina“, „Morituri Te Salutant“, „Sanctus“ etc.) gar nicht so wichtig, sondern nur „irgendwie Text“. Und da kommt der Storm Choir ins Spiel. Hier sind „nur“ fünf Silben verfügbar: „Szkaw“, „Mehs“, „Soff“, „Rraw“ und „Seh“. Um einen Chor im Film- und Game-Sektor „irgendwie Text“ singen zu lassen, reicht das in der Regel völlig aus. Die Silben sind per Key-Switch schaltbar oder als „Sequence Chant“ auch im Autopilot zu betreiben. Ganz im Konzept des „Sturm Chors“ sind die Sängerinnen und Sänger alle nur in Fortissimo gesampelt. Wer hier gefühlvolle Vokalphasen realisieren will, muss zu einem anderen Chor greifen. Um die maximale Flexibilität zu gewährleisten, haben die Entwickler nur zwölf Sänger aufgenommen: Sechs Damen und sechs Herren. Somit ist auch der leicht widersprüchliche Beiname „Epic Chamber Choir“ erklärt.

 

Die Damen...

Die Damen...

Im Einsatz

Prinzipiell gibt es vier Patches, die sich aus den zwei Artikulationen (Marcato & Staccato) sowie den beiden „Registern“ (Frauen & Männer) ableiten. Jedes dieser Patches liegt in drei Versionen vor: Die Grundversion, eine Lite-Version (mit abgespeckten RAM-Bedarf) und eine „Time Machine“-Version, die den Content komplett in den Arbeitsspeicher lädt. Der Poweruser wird sich also für die „TM“-Patches entscheiden, um die Harddisk zu schonen und alles sofort im RAM zur Verfügung zu haben. Beim Anspielen fällt gleich das Fehlen von Round-Robin-Samples und das Fehlen jeder Dynamic-Stufe (außer Fortissimo) ins Auge – pardon – ins Ohr. Das klingt, so ganz ohne Orchester, etwas „arm“ und nicht zeitgemäß, ergibt im Kontext Sinn, da es hier mehr um die Klangfarbe Chor geht, weniger um den Chor als Soloinstrument. Auch der Sample-Start kann verschoben werden. So lassen sich neue Silben kreieren (aus „Seh“ wird „Eeeh“, aus „Rraw“ wird „Aaah“…). Die Release-Samples der Marcato-Patches lassen sich deaktivieren. Mit „Stack“ kann der digitale Dirigent das Ensemble größer klingen lassen. Die Funktion „Tighten“ wünsche ich mir an jedem Sample-Instrument: Die Attackphase wird gestaucht und wird dadurch verkürzt (schnellere Notenabfolge). Das sind doch endlich mal Optionen aus der Praxis.

Da die Macher auf die bewährte Kontakt-Engine setzen, sind keine bösen Überraschungen zu erwarten, was GUI, Datei-Management, Performance und die üblichen Kennzahlen solcher Instrumente betrifft. Für einen eigenen Sampleplayer, wie es die Kollegen von East-West, Vienna Instruments oder auch Spectrasonics handhaben, wird bei dieser kleinen sympatischen Klangfabrik das Budget fehlen.

 

...auch Staccato!

...auch Staccato!

Klang

Die Marcatos klingen schön:

Auch das Staccato weiß zu überzeugen, solange nicht zu oft der gleiche Ton zu hören ist:

 

Im orchestralen Zusammenhang lässt sich mit dem Chor schon ganz gut „Dampf“ machen:

Youtube

 

Fazit

Im Kontext eines „epischen“ Filmstückes oder Trailers funktioniert der „Strom Choir“ ganz gut, sogar sehr gut. Die fehlende Dynamik und die scheinbar begrenzten Optionen sind hier kein Minuspunkt. Mir gefällt die einfache Steuerung der Silben. Schade ist, dass die Roundrobin-Technologie hier nicht vertreten ist. Dieser Umstand fällt bei einem vollen „epischen“ Stück nicht ins Gewicht, würde aber dem Anwender ein sicheres Gefühl geben, speziell wenn der Chor akustisch mal „weiter nach vorne“ soll.

Für alle, die einen Chor brauchen um in Trailern und/oder epischen Stücken eine gewisse Steigerung zu erreichen, können hier bedenkenlos zuschlagen. Wer allerdings ein Tool auf Augenhöhe mit East-West oder vergleichbaren Lösungen (Requiem Pro etc.) sucht, wird hier nicht fündig: dieser Chor ist ein (sehr guter) Spezialist.

 

 

Pro:

  • Einfache Bedienung
  • Konzept
  • Klang
  • Preis/Leistung
  • GUI
  • Einfache Bedienung
  • Praktisch keine Bereiche geloopt
  • Attackphase der Samples extrem lang und ausführlich
  • Vier verschiedene Mirkrofonpositionen

 

Contra:

  • Kein Round Robin
  • Nur eine Dynamikstufe

Bewertung

Bewertung von Strom Choir

 

Link: Herstellerseite

[amazon_carousel widget_type="ASINList" width="580" height="200" title="Mehr:" market_place="DE" shuffle_products="False" show_border="False" asin="B00BSB47ZE, B00BSB0Y3I, B002QFTT4K, 3837065251, 3861506378, 3861508591, 3861509687, 3794907930, 3894725060,3867643296" /]

Das könnte Dich interessieren...

Schreibe mir

@

XHTML: Erlaubte Tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

OHRpost läuft stressfrei mit WordPress | WPD und Kommentare (RSS)
OHRpost ist ein Projekt von Florian Scholz - Design: 2014-2018 FCScholz.de     Impressum   |   Datenschutzerklärung